Es gibt viele Gründe, die gegen die Errichtung eines Industriegebietes in Wahrsow sprechen.
Ein Grund sind die hohen finanziellen Risiken und die geringen Aussichten auf Wirtschaftlichkeit. Marcus Kreft, Bürgermeister und Finanzexperte der Gemeinde Selmsdorf, hat sich den Haushalt der Gemeinde Lüdersdorf einmal angesehen und bezieht im Interview mit INI-Bürgermeisterkandidation Petra Zacharias Stellung dazu. Mit viel Expertise im Finanzbereich – er selber hat einst eine überschuldete Gemeinde übernommen und erfolgreich saniert – glaubt er nicht, dass die Gemeinde Lüdersdorf, die seit 14 Jahren im Haushaltssicherungskonzept ist – das heißt aufgrund ihrer hohen Verschuldung unter Fachaufsicht steht – mit der Strategie des geplanten Industriegebietes gut aufgestellt ist.
„Ich prognostiziere mit der Strategie des geplanten Industriegebietes in Lüdersdorf kein Licht am Ende des Tunnels. Im Bereich der Industrie siedeln sich oft große Player an, denen die Gemeinde egal ist: Sie verschieben Steuern und ihre Sitze und bringen überhaupt keine Steuervorteile für die Gemeinde.“
Marcus Kreft, Finanzexperte und Bürgermeister der Gemeinde Selmsdorf
Ein Industriegebiet eröffne zu viele Freiheiten für die Firmen und die Gemeinde habe keine Möglichkeit mehr, Vorgaben zu machen. Petra Zacharias ergänzt: „Die Kontrolle darüber, wer sich ansiedelt, wird dort völlig aus der Hand gegeben. Selbst wenn man Firma A tragbar findet, kann diese an Firma B weiterveräussern und dann zählt nur noch: „Was alles ist möglich in einem Industriegebiet. Die Gemeinde ist raus.“ Die Gemeinde Selmsdorf hat sich deshalb bewusst gegen ein Industriegebiet und für ein Sondergebiet entschieden, in dem sie selbst die Standards setzt und viele klassische Handwerksbetriebe ansiedeln will.
Auch hat Selmsdorf sich bewusst dagegen entschieden, Fördermittel anzunehmen: „Die Gemeinde darf als Fördermittelnehmer gar keine Gewinne erwirtschaften, die gehen direkt an den Fördermittelgeber weiter“, sagt Kreft.
Er wundert sich, dass diese Fragen in Lüdersdorf nicht offen und transparent diskutiert werden: „Bei diesem Investitionsvolumen, es geht immerhin um fast 20 Millionen Euro, muss die Gemeindevertretung vollumfänglich einbezogen und an der Diskussion beteiligt werden.“ In Selmsdorf wird in großer Runde und mit Fachberatung diskutiert, um möglichst viele Blickwinkel einzubeziehen.
Spannende demokratische Prozesse, die bisher in Lüdersdorf nicht möglich sind, wo hinter verschlossenen Türen diskutiert und alle Zahlen zum geplanten Industriegebiet zurückgehalten werden. Das könnte sich ab Sonntag ändern: Petra Zacharias als neue Bürgermeisterin wählen!